Der Beruf des Politikers genießt in unserer Gesellschaft kein hohes Ansehen. An den Stammtischen der Republik gelten Politiker oft als bürgerfern, inkompetent und korrupt. Dass man trotzdem von ihnen erwartet, dass sie möglichst alle auftauchenden Probleme umgehend lösen, und enttäuscht ist, wenn das nicht der Fall ist, gehört zu den zahlreichen Widersprüchen im Bewusstsein der Politikkonsumenten. Dass Politik in der Demokratie keineswegs die Angelegenheit einer „politischen Klasse“ oder „politischen Kaste“, sondern die Sache aller Bürger ist, dass wir alle selbst für den Zustand des Gemeinwesens verantwortlich sind, kommt vielen gar nicht in den Sinn.
Dabei bietet die Demokratie den Bürgern viele Möglichkeiten, auf die öffentlichen Belange Einfluss zu nehmen: man kann zur Wahl gehen, in eine Partei, eine Gewerkschaft, einen Verband eintreten und direkt oder indirekt an der Formulierung politischer Ziele mitwirken, man kann für ein öffentliches Amt kandidieren, eine Bürgerinitiative gründen, demonstrieren, Leserbriefe schreiben, man kann Petitionen einreichen, mit anderen reden oder im Internet chatten und sie für die eigene Überzeugung gewinnen. Wer die allen zugänglichen bürgerlichen Freiheiten nicht nutzt, ist zumeist selber schuld.